Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 33: Noch mehr Kinder

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen!

SchulhundeLetztes Mal haben wir euch von unserem neuesten Beruf erzählt, dem des Schulhundes. Als wir damit im Winter angefangen hatten, konnten wir noch nicht ahnen, welche Abenteuer da noch auf uns warten würden. Eines Tages kam unser Mensch nämlich von der Arbeit nach Hause und erzählte uns, wir würden mitfahren ins Schullandheim. Ich hatte keine Ahnung, was das jetzt wieder sein sollte, aber es stellte sich als eine Art riesiges Abenteuer mit ganz vielen Kindern heraus. Ein paar Tage später war es dann soweit.

Erst begann unser Mensch unsere Urlaubssachen zu packen, also waren wir schon ganz aufgeregt. Urlaub finden wir meistens ganz lustig, aber davon erzählen wir euch wieder ein anderes Mal. Diese Mal nämlich fuhren wir erst einmal zu unserer Schule. Das war komisch, denn wir mussten im Auto bleiben und die ganzen Kinder blieben auch draußen. Dann kamen die Kinder alle in Busse und wir fuhren mit dem Auto hinterher. Das dauerte ganz schön lang. Am Ende waren wir dann in diesem Schullandheim, wo wir unsere ganzen Kinder wiedersahen und auch etliche, die strenggenommen gar nicht unsere waren. Unser Mensch meinte, es waren viel mehr als hundert, aber ich weiß nicht, wie viele das sind. Auf alle Fälle sehr, sehr viele. Das war uns anfangs doch etwas gruslig, aber unser Mensch hatte ganz klare Regeln aufgestellt, also konnten wir uns schnell eingewöhnen. Außerdem wurden die ganzen Kinder ja recht schnell wieder aufgeteilt und wir fanden unsere plötzlich wieder alle zusammen.

 

Unser Mensch hatte uns in unserem Zimmer unsere Mitnehmhöhle aufgebaut, aber meine Schwester zog es vor, unter das Bett zu ziehen, also hatten wir auch das recht flott geklärt. Am ersten Tag hatten wir noch viel Ruhe, aber am zweiten Tag ging es los: ab ins Gelände! Wir waren mit einer unserer Klassen den ganzen Tag draußen. Das war toll. Die Kinder sollten ganz viel lernen und die Menschen, die ihnen das alles beibrachten, hatten sich ein Spiel überlegt, bei dem die Kinder (und die Erwachsenen auch!) alle Hunde waren. Das war vielleicht lustig! Die Kinder (und die Erwachsenen!) mussten sich im Gras wälzen und das Beinchen heben (gut, nicht in echt) und eine Beute verfolgen (gut, auch nicht in echt) und allerhand andere lustige Sachen machen. Währenddessen passten wir auf alle gut auf und schnupperten die Gegend ab, ob es vielleicht andere spannende Tiere gab. Und wir hatten Recht: Da waren Schafe! Also, keine wirklichen Schafe mehr, nur Schafhinterlassenschaften, und wir bemühten uns den ganzen Tag redlich, uns in so einem Häufchen zu wälzen, aber wir schafften es irgendwie nie. Nur meine Schwester konnte ganz am Schluss einen streifen. Also mussten wir wieder baden. Aber das war okay, denn es war schon ganz schön warm da draußen. Nach der Mittagspause gingen die Kinder schon einmal voraus zur nächsten Station und wir suchten mit unserem Menschen gemeinsam den Pausenplatz nach Müll ab. Dabei war ich ganz schön hilfreich: Ich fischte jedes Schokoladenpapier aus dem Gebüsch, das ich finden konnte! Der Tag war wirklich abenteuerlich, und wir waren richtig schön müde am Abend.

 

Abends durften wir meistens mit den Kindern spielen. Das war auch lustig. Wir hatten ein paar Hürden dabei und die Kinder sollten uns drüberhüpfen lassen. Das funktionierte natürlich nicht bei allen, denn manche wollen immer nur, dass wir Rolle machen, und warum sollte es dieses Mal anders sein? Also kullerten wir über den Rasen, und die armen Kinder waren am Ende schon etwas frustriert. Schließlich musste unser Mensch eingreifen, und dann lief’s auch wieder. Aber wir durften auch ganz viel mit den Kindern kuscheln, wenn sie traurig waren, oder auch nur einfach so. Das war schön.

 

Ein Tag war aber auch noch sehr spannend: Ich nenne ihn den „Such `s Vogi!“-Tag. Wir waren mit unseren Kindern in einem riesengroßen Loch in der Landschaft; da klopften dann alle mit Werkzeugen auf den Steinen herum. Anscheinend suchten sie etwas, aber ich verstand nicht ganz, was sie suchten. Sie waren alle recht fleißig bei der Sache, und irgendwann kletterten wir auch in das Loch hinunter. Das sah schon ziemlich verheißungsvoll aus, aber komischerweise roch es nach nichts – nur nach Steinen und Kindern! Das kam uns schon reichlich merkwürdig vor. Und dann kam unser Mensch noch mit einer merkwürdigen Idee an. Sie sagte zu mir: „Such `s Vogi!“ Also, ich weiß ja, was ein „Vogi“ ist, und ich weiß auch, wie hund sucht. Zumindest theoretisch. Also legte ich los. Aber das Kuriose war ja: Es gab hier weit und breit kein Vogi! Aber gut, ich bin ein pflichtbewusster Hund und mich so richtig ins Zeug. Die Kinder kapierten relativ schnell, was ich da tat, und so hatten wir bald etliche Kinder im Schlepptau, und ich suchte. Und wie ich suchte! Blöderweise roch es nirgendwo auch nur annähernd nach Vogis! Irgendwann gab ich dann auf und es stellte sich heraus, dass ich ein Vogi suchen sollte, das schon ganz furchtbar lange tot war, und zwar so lange, dass es schon gar nicht mehr roch wie ein Vogi! So ein Schmarrn. Diese toten Vögel haben auch noch einen ganz merkwürdigen Namen: Archaeopteryx. Das ist schon wieder eine andere Sprache, aber wohl eine recht umständliche. Letztlich fanden wir keine Vogis, aber dafür andere Steintiere, und die meisten Kinder waren glücklich. Und schließlich fand ich noch ganz viele Kekse – in unserem Futterbeutel! Es war ein toller Tag.

 

Irgendwann packten alle wieder ihre Sachen und wir auch unsere und es ging wieder nach Hause. Einerseits waren wir traurig, weil es doch sehr viele schöne Abenteuer waren, die wir da gemeinsam erleben durften. Andererseits waren wir auch so müde, dass wir schon im Auto alle einschliefen (also, außer unserem Menschen), und zuhause plumpsten wir dann in unsere Bettchen und krochen für ein paar Tage nur zum Pipimachen wieder heraus. Aber beim nächsten Schulhundtag konnten wir es schon gar nicht mehr erwarten, endlich unsere Kinder wiederzusehen.

 

 

Ein Schulhundnuff an euch alle!

 

Lunka und Lilly

 

 

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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