Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 41: Von kleinen und noch kleineren Hunden

Lilly und LunkaHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen!

Dass wir zwei recht kleine Hunde sind, könnt ihr ja dem Titel unseres Blogs, „Kleine Hunde ganz groß“, entnehmen. Logisch. Aber wenn ihr selbst kein kleiner Hund seid, dann wisst ihr gar nicht, wie schwer hund es manchmal hat, wenn die Welt vergleichsweise so groß ist! Gut, das Kleinsein hat auch erhebliche Vorteile. Wenn es gar nicht anders geht (aber wirklich nur dann!), kann einen der Mensch beispielsweise unter den Arm klemmen und nach Hause tragen. Das ist ganz praktisch, wenn hund sich an der Pfote wehgetan hat, zum Beispiel. Wobei wir uns ganz arg wundern, dass manche kleinen Hunde fast nur getragen werden und gar nicht selber laufen dürfen. Davon gibt es erstaunlich viele. Das wäre uns ja deutlich zu blöd. Praktisch ist auch, dass uns die meisten Menschen wirklich süß finden, womit manche von euch Großen wohl Schwierigkeiten haben dürften. Der Nachteil dabei ist aber wieder, dass sich die Menschen in diesem Falle über uns beugen, dann haben wir wieder Angst und kläffen, die Menschen finden uns böse und so weiter und so fort. Ihr seht das Problem. Wie hund es macht, macht hund es falsch.

Wirklich schwierig wird es manchmal beim Gassigehen. Unser Mensch hat uns da anfangs ganz schön alleine gelassen, denn ihr wurde immer wieder gesagt, dass wir Hunde das alles schon unter uns ausmachen würden, und da war sie echt dämlich und hat das geglaubt. Also mussten wir mit so furchtbar ganz großen Artgenossen klarkommen, obwohl wir riesige Angst hatten. Irgendwann hat auch unser Mensch kapiert, dass das so nicht stimmen kann, was diese ganzen Gassistreckenprofis so von sich geben, zumal meine kleine Schwester Lunka wirklich Schwierigkeiten bekam. Sie wurde immer wieder gebissen oder sonstwie attackiert, sodass wir diverse Male beim Tierarzt waren und Lunka wirklich keine Lust mehr auf große Hunde hatte. Unser Mensch hatte zwar nach dem ersten Beißvorfall schon verstanden, dass wir eben nicht alles selber ausmachen können, zumal wir uns mit der Hundesprache wirklich schwertaten. Aber es gibt halt leider sehr viele Menschen mit großen Hunden, die das immer noch nicht sehen. Und seit wir uns einmal bei so einer Situation den Kommentar eingefangen haben: „Mit kleinen, ängstlichen Hunden hat man auf der Hundewiese auch nichts zu suchen!“, meiden wir diese Auslaufgebiete, denn es muss ja nicht sein. Also gehen wir auf unseren Haus- und Hofstrecken Gassi, und wenn ein großer, fremder Hund entgegenkommt, weichen wir eben aus. Oder wir suchen von Haus aus ruhige Strecken. Oder wir gehen mit den Dackeln, denn die fürchten ja bekanntlich weder Tod noch Teufel.

Bis vor zwei Wochen. Da haben wir durch Zufall im Internet so eine „Gruppe“ gefunden (komische Fachwörter gibt es da im Internet), wo sich Menschen zum Gassi verabreden können, die kleine Hunde haben. Das ist vielleicht eine tolle Idee! Unser Mensch hat sich ganz arg gefreut, und meine Schwester Lunka hat darauf bestanden, dass wir uns da sofort anmelden und überhaupt. Mir gefällt die Idee auch, aber eigentlich finde ich mich gut ausgelastet mit meinen bekannten Strecken, denn wieviel Pipi hat ein kleiner Hund denn? Hund kann ja nur immer ein bestimmtes Territorium markieren! Naja, probieren kann hund es ja mal. Ich dachte mir, vielleicht ist ja ein hübscher Hundebub dabei, der dann nur ganz allein für mich ist und nicht für meine Schwester. Also gut.

Als wir dann an einem Vormittag (Gähn!) zum ersten Mal zum Gassi angetreten sind, fand ich das Ganze höchst amüsant. Da waren tatsächlich nur kleine Hunde, und wir zwei waren bei den größten mit dabei! Die Strecke kam mir auch vielversprechend vor: Mäusewiesen! Als dann endlich alle da waren, ging es los. Meine Schwester und ich verschwanden erst einmal im hohen Gras. Da gab es so viele Mäuse! Uns beiden und Lill und Lunkawitzigerweise noch einer Hündin aus der Slowakei waren die ganzen anderen Hunde vollkommen egal. Wir mussten Mäuse jagen. Und wenn dann irgendeiner von den kleinen rumhüpfenden und Fangen spielenden anderen Hunden an unseren Mauslöchern vorbeikam, fanden wir das überhaupt ganz und gar nicht lustig. Unser Mensch nannte uns Kaspar Hausers und sozial vollkommen inkompetent, weil wir uns nicht für die anderen Hunde interessierten. Aber da waren doch so viele Mäuse! Gut, da war auch ein wirklich hübscher Hundebub, aber der interessierte sich nur für ein anderes Hundemädchen. Was soll eine kleine Lilly da tun? Nur Jamie, die andere slowakische Hündin, verstand uns. Leider blieb auch dieser Raubzug erfolglos wie immer, aber wir fanden uns wenigstens erwachsen. Die Menschen fanden die anderen Kleinen dafür total witzig. Da war ein Shi Tzu-Mädchen, das immer wie eine Irre durch die Gegend gerast ist in der Hoffnung, einer läuft mal mit. Aber leider hatte sie kein Glück, denn die hatten alle alles Mögliche im Sinn. Manche waren auch nur am Schmollen, weil das Gras so hoch war und sie so klein und überhaupt und so weiter. Wir hatten auf alle Fälle großen Spaß. Also freuen wir uns schon auf das nächste Kleinhundegassi, auch wenn es uns eher um die Mäuse geht.

Ein großes kleines Nuff an euch alle!

Lilly und Lunka

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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