Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 11: Von Fest- und Feiertagen

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen!

Zuerst wollen wir euch allen natürlich ein gesundes und glückliches neues Jahr wünschen, mit verständnisvollen Menschen, vielen Knochen und Keksen und alles, was das Hundeherz so begehrt. Ach ja, und den Menschen soll es natürlich auch gut gehen.

Wir persönlich haben heute die Schlammpfützen wiederentdeckt. Eine Wohltat nach dem Stress der letzten Woche. Die Menschen nennen diese Zeit im Jahr „die Feiertage“. Davon gibt es anscheinend zwei Sorten. Der erste, Weihnachten, ist uns viel lieber. Wir verstehen zwar nicht so ganz, was da gefeiert wird, aber es hat wohl mit dem Geburtstag von einem bestimmten Menschen zu tun, den es sowieso schon lang nicht mehr gibt. Also schenken sich die Menschen gegenseitig die Geschenke. Komischer Brauch. Aber ich beschwere mich nicht, denn schließlich fallen auf diese Art auch immer ein paar Geschenke für uns ab. Außerdem passieren dann in den Wohnungen immer ganz interessante Dinge. Bei uns gab es dieses Jahr etwas Besonderes: Struppi zog ein. Jetzt denkt ihr bestimmt, Struppi ist noch ein Hund. Oh nein, dann würde ich hier mit Sicherheit anders schreiben, denn dieses Rudel ist vollständig und absolut komplett. Struppi ist unser Christbaum. Vielleicht heißt das bei euch Weihnachtsbaum, ist aber im Prinzip dasselbe. Die Geschichte ist wirklich erzählenswert. Unser Mensch hat beschlossen, dass wir eben einen solchen Baum jetzt auch brauchen, und weil sie nicht immer so gut im Planen ist, fielen wir auf dem Rückweg vom Gassigehen in der kleinen Friedhofsgärtnerei ums Eck ein. Klar, wo kauft man auch sonst Bäume. Aber die hatten überraschenderweise tatsächlich ein paar kleine Bäumchen, manche davon im Topf, also lebendig, andere abgeschnitten. Wir sahen uns etliche Bäume an, das heißt meine Schwester und ich schnupperten natürlich, aber Struppi war es von Anfang an. Ein kleines, strubbeliges Bäumchen, natürlich lebendig, das ganz furchtbar sticht und lustig nach Harz riecht. Er hatte auch schon ein paar Kügelchen und Kerzchen, alles ganz klitzeklein und putzig. Zuerst stand er etwas aufgehübscht bei uns im Wohnzimmer, jetzt ist er ins Treppenhaus gezogen, und später, wenn es nicht mehr so kalt ist, wird er im Garten wohnen. Da soll er dann groß werden. Vielleicht hilft er uns dann ja, auch mal so eine lästige Baumklettermaus zu fangen. Unser Mensch sagt, die heißen „Oachkatzl“, aber von Katzen sind die weit entfernt. Aber das ist eine neue Geschichte.

Weihnachten selbst finden wir immer sehr anstrengend, weil da immer die ganze Menschenfamilie besucht werden muss. Aber dafür bekommen wir auch überall etwas Leckeres. Habt ihr schon mal Vanillekipferl probiert? Das solltet ihr unbedingt machen. Hierbei lohnt es sich, kleinen Kindern aufzulauern, denn die passen meistens nicht so gut auf und haben ihre kleinen Patschhändchen auf einer recht angenehmen Schnauzenhöhe, wenn sie so vor sich hin watscheln. Meine Schwester Lilly ist nach den Erfahrungen vom letzten Weihnachten dazu übergegangen, ganzjährig alle kleinen Kinderpatschhändchen zu kontrollieren, die uns so begegnen. Dabei hat sie wohl nicht begriffen, dass Vanillekipferl nur zu Weihnachten auftauchen. Natürlich bekommen wir auch Geschenke, und den Nachbarhunden bringen wir immer welche, vor allem, wenn ihre Menschen nicht so viel Geld haben. Oskar hat dieses Jahr einen lustigen Teddy bekommen, aber sein Menschenweibchen sagt, der ist viel zu gut für den Hund. Und jetzt ist unser Menschenweibchen damit beschäftigt, sie davon zu überzeugen, dass der natürlich gerade gut für den Hund ist, weil er so gut ist. Und der Teddy sitzt auf dem Sofa. Ehrlich, manchmal verliere ich jedes Verständnis für die Menschheit. Wir haben auch Spielteddybären bekommen, aber ganz kleine mit so lustigen Weihnachtsmützen. Und natürlich ganz viele Kekse und lustige Kauknochen. Außerdem stauben wir immer allerhand vom Festessen ab. Die Kaninchen haben so einen Weidenball mit Heu und so drin bekommen und noch ganz viel anderen Kaninchenbeschäftigungskram, da sind die ganz wild drauf. Sie sollen sich ihr Essen erarbeiten, sagt unser Mensch, weil sie etwas Kaninchenspeck angesetzt hätten. So können hund und has die Zeit zwischen diesen Feiertagen schon überstehen.

Denn ehe hund sich versieht, ist schon der zweite von diesen Feiertagen gekommen, den man sich für meinen Geschmack aber durchaus sparen könnte. Da feiern die Menschen, dass ein neues Jahr beginnt, und das tun sie mit ganz furchtbar viel Krach und Raketen und all sowas. Ich bleib dabei ja meistens cool, aber meine Schwester hat wirklich Angst. Dieses Jahr hat sie zwar nicht ganz so schlimm geschlottert wie sonst, aber schön war das trotzdem nicht. Wir feiern dann meistens Kekspartys oder machen Tricks, aber irgendwann ist Lillys Angst dann zu groß. Unser Mensch packt sie dann immer unter die Bettdecke und krault ihr die Ohren zu. So geht’s für eine gewisse Zeit. Aber draußen hat sie immer Angst, wenn es knallt. Dieses Jahr ging es sogar schon vor Weihnachten los. Da ist uns eine irgendwie doch ganz lustige Geschichte passiert. An dem Fluss, wo wir immer spazieren gehen, kam uns einer unserer Hundekumpels, ein ganz witziger Kleiner, entgegen, mit den Menschengroßeltern. Anscheinend waren die Menscheneltern und das Menschenkind wohl beschäftigt. Wir standen da und unterhielten uns mit einem neuen Hund. Kurz darauf krachte irgendwo so ein blöder Knaller und im nächsten Moment trabte unser kleiner Strubbelfreund mit angelegten Ohren an uns vorbei, warf uns noch ein „Leute, mir ist das zu heiß, ich geh nach Hause!“ zu und tat eben das. Gefolgt vom atemlosen Menschenopa. Das sah in dem Moment wirklich witzig aus, aber eigentlich ist es das natürlich nicht, denn es gibt ja diese Straßen mit Autos und andere gefährliche Dinge. Vor zwei Jahren habe ich dasselbe getan. Ich saß dann eine gefühlte Ewigkeit vor der Haustür, bis mein Mensch und meine Schwester Lilly endlich eintrudelten, obwohl wir nur ein bisschen bis ans Ende der Straße gegangen waren. Seitdem müssen wir abends an die Leine an diesem Krachtag oder wir gehen nur in den Garten. Lilly hat sich mittlerweile wenigstens angewöhnt, zu unserem Menschen zu laufen, wenn es kracht. Ich persönlich bin da jetzt ganz cool, mir macht das nichts mehr. Aber es gibt natürlich auch noch andere Tiere, die in dieser Nacht wirklich leiden, also liebe Menschen, passt auch in Zukunft auf uns auf!

Ein feiertagserschöpftes Nuff an euch alle!

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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