Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 4: Shoppen I

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Heute erzähle ich euch von unserer absoluten Lieblingsbeschäftigung: Shoppen! Allein schon, wenn unser Mensch fragt: „Gehen wir shoppen?“, werde ich so arg hibbelig, dass ich von einer Pfote auf die andere hopsen und „Jajaja!“ jaulen muss. Sogar meine Schwester Lilly lärmt dann ein wenig mit, was sie ja sonst nie macht, damit es sich unser Mensch bloß nicht wieder anders überlegt.

Jetzt gibt es bei uns zwei Arten von Shoppen: eine wöchentliche und eine nur ab und zu. Um die wöchentliche Art des Shoppens geht es heute.

Unser Lieblingstag der Woche also ist der Donnerstag, weil wir da nämlich unser wöchentliches Shoppen machen. Unser Mensch schnallt sich dann ihren Rucksack auf den Rücken und unser Mittagsgassi geht zum Markt. Und es gibt keinerlei Entschuldigung, dass das ausfällt! Im Schneesturm bekommen wir eben unsere Anoraks an, und wenn es ganz arg regnet, unsere Regenmäntel. Nur wenn es ganz schlimm ist, fahren wir mit dem Auto, aber das macht nichts, denn Markt ist Markt! Liebe Hundekumpels, falls eure Menschen euch noch nie auf einen Markt mitgenommen haben, müsst ihr ihnen das unbedingt beibringen. Ich glaube allmählich, „Markt“ ist ein anderes Wort für „Hundeparadies“. Gleich am Eingang ganz vorne rechts geht es los: Da hat die Käsefrau ihren Stand. Die verkauft Biokäse, und der ist so unglaublich lecker, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Wir legen uns natürlich mächtig ins Zeug, denn die meisten Menschen möchten eine kleine Show sehen, bevor man etwas abkriegt. Und daher, liebe Hundekumpels, bekommt ihr von uns heute den ultimativen Tipp, wie das immer funktioniert: Denkt an die drei S!

Die drei S

  1. Supersüß schauen. Das ist das A und O. Uns fällt das eher leicht, weil wir ja solche Fledermausohren haben und die Menschen das an sich schon furchtbar putzig finden. Aber hund kann auch als Rottweiler süß rüberkommen. Der Trick ist, den Kopf ganz leicht schief zu legen. Und wenn die Menschen (meistens die Weibchen) dann „Aaaah!“ und „Ooooh!“ rufen, ist auch für gewöhnlich ein „Ist der süß!“ nicht fern. Stört euch nicht daran, auch wenn ihr ein Hundemädchen seid. Wichtig ist ja, dass der Käse rüberwächst, und das tut er in dem Moment auch recht schnell. Sehr vorteilhaft ist auch, wenn ein Mensch nebenan steht, der etwas ungläubig fragt: „Essen Hunde denn Käse?“ (Was für eine Frage!) Dann habt ihr nämlich die Chance auf eine Wiederholung, quasi als Beweis. Solltet ihr den einen oder anderen Trick machen müssen, lasst euch darauf ein. Es lohnt sich! Der Niedlichkeitsfaktor steigt dadurch immens.
  2. Sterbenshungrig sein. Gut, wir geben zu: So wirklich ganz arg hungrig sind wir in unserem neuen Leben in Deutschland eher selten. Ich weiß noch genau, wie furchtbar das früher war. Aber die Zeiten sind ja vorbei. Letztens hat mein Magen geknurrt, und ich habe vor lauter Schreck zurückgeknurrt, weil ich gar nicht mehr wusste, was das für ein Geräusch ist. Unser Mensch hat fast keine Luft gekriegt vor lauter Lachen. Also, ihr müsst nicht unbedingt Hunger haben, ihr könnt euch sogar gerade den Magen bis zum Anschlag mit etwas Anderem vollgeschlagen haben. Wichtig ist, dass ihr ganz furchtbar hungrig tut. Winseln und Jaulen ist ungünstig, weil hund damit für gewöhnlich eher geschimpft wird. Aber wenn man die Augen ganz weit aufmacht und sich das Schnäuzchen schleckt, vermuten die meisten Menschen, dass man schon ganz lang nichts mehr zu essen bekommen hat. Vertraut mir, das funktioniert immer.
  3. Schwanzwedeln. Meine Schwester Lilly und ich haben ganz lange Puschelschwänzchen, die den Menschen an sich schon recht gefallen. Aber selbst wenn ihr solche Labradorschwänzchen habt oder am Ende vielleicht gar keine, macht euch nichts draus. Auf die richtige Technik kommt es an! Hier müsst ihr Ausdauer beweisen. Sehr schnelles, lang anhaltendes Wedeln motiviert die Menschen immer ungemein. Wenn ihr aber den Eindruck habt, der käseverwaltende Mensch wendet sich von euch ab, müsst ihr umdenken: In dem Falle müsst ihr die Wedelfrequenz ganz langsam reduzieren, aber gleichzeitig müsst ihr auch die Ohren anlegen, die Augen ganz weit aufmachen und eure Schnäuzchen schlecken. Das führt wieder dazu, dass die Menschen Mitleid mit euch haben (s. „sterbenshungrig sein“). Wenn ihr wieder die volle Aufmerksamkeit habt, gebt sofort wieder Gas! Ohren nach vorn und Wedeln, was geht! Gelegentliches Schnäuzchenschlecken schadet so und anders nicht. Von sehr großem Vorteil ist es, wenn hund bei einer solchen Aktion nicht allein ist. Besonders effizient ist nämlich Synchronwedeln durch zwei oder mehr Hunde. Das erfordert zwar etwas Übung, aber der Niedlichkeitsfaktor steigt nahezu ins Unendliche, und entsprechend steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Käse.

So, liebe Hundekumpels. Jetzt haben wir eines unserer größten Geheimnisse mit euch geteilt. Übt schön und teilt euer Wissen natürlich nur mit vertrauenswürdigen Mithunden!

Nach dem Käsestand geht es meistens weiter in weniger erfreuliche Gefilde: Obst und Gemüse. Gut, da werden wir manchmal gestreichelt, aber im Ganzen sind das doch eher langweilige Stände. Aber nachdem wir tolerant sind, soll unser Mensch auch sowas kaufen, und schließlich müssen die Kaninchen ja auch etwas essen. Gemein ist nur, dass wir da immer so lange anstehen müssen und natürlich genau der Mensch vor oder hinter uns gerade so eine superleckere Leberkässemmel isst. Selbst das halten wir aus, denn das Highlight kommt ja noch: der Metzger.

Metzger gibt es meistens mehrere auf solchen Märkten. Wichtig ist herauszufinden, von welchem hund auch etwas zum Probieren bekommt. In Ausnahmefällen kauft unser Mensch auch einmal ein Wiener Würstchen, aber beim richtigen Metzger wird hund auch noch so nett behandelt, dass es sich ganz wohlig anfühlt. Natürlich haben wir so einen lieben Metzger schon lang entdeckt, und wir kriegen auch jedes Mal etwas ab. Sehr lustig war der Tag, an dem es zwei Scheiben Streichwurst gab. Das war eine Batzelei! Wir hatten sehr viel Spaß, und am Ende war alles voll leckerer Streichwurst. Hundeherz, was willst du mehr? Einmal war es so, dass vor uns ein kleines Kind in der Schlange stand, und als unser wunderbarer Metzger das sah, schnitt er tatsächlich drei Scheiben Gelbwurst ab, und jeder bekam eine! „Für die Kinder“, grinste er uns an. Wir hätten ihn am liebsten ganz arg abgeschleckt, so nett fanden wir das. Unsere Wurst war selbstverständlich recht bald erledigt, aber das Kind wollte keine Hilfe bei seiner, obwohl es ewig drauf rumlutschte. Aber es war ja noch klein, das ist verständlich.

So tragen wir (naja, strenggenommen unser Mensch) am Ende unsere Beute nach Hause und freuen uns über allerhand leckere Sachen. Das Komische an unseren Marktbesuchen ist nur, dass wir erst einen einzigen anderen Hund getroffen haben, der auch etwas von den Marktleuten nehmen darf. Alle anderen kriegen nichts, weil es ihre Menschen verbieten. Skandalös! Und wieder kommen wir zu dem einzig wahren Schluss: Hunde, erzieht eure Menschen ordentlich!

Ein supersüßes, sterbenshungriges, schwanzwedelndes Nuff an euch alle, denn Übung macht bekanntlich den Meister! Oder die Meisterin, je nachdem.

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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