Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 40: Hänsel und Gretel

Lilly und LunkaHallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen!

Vor ein paar Folgen haben wir euch ja erzählt, dass wir diesen Sommer noch zu Stars auf der Bühne werden. Das haben wir jetzt geschafft. Die Aufführungswoche ist gerade zu Ende gegangen, und wir sind fast ein wenig stolz. Aber eins können wir euch sagen: So ein Bühnenleben ist kein Streichwurstschlecken! Wenn ihr also auch eine Schauspielkarriere anstrebt, müsst ihr euch auf einiges gefasst machen!

Erstmal müsst ihr brav zu jeder Probe erscheinen, und nicht nur das, ihr dürft auch die ganzen Kinder nicht ablenken, weil die ja auch proben müssen. Das ist gar nicht so leicht, denn da sind so furchtbar viele Finger und Zehen, die abgeschleckt werden wollen, und im Gegensatz zum normalen Unterricht bewegen die sich auch noch permanent! Also, die Kinder mitsamt Fingern und Zehen, meine ich. Selbstbeherrschung ist also angesagt. Und dann noch diese ganzen Aufwärmübungen! Meine Schwester Lilly hatte ihre liebe Not, denn die Kinder gehen da ja nicht nur ganz normal durch die Gegend, nein, die hüpfen und kriechen und machen allerhand andere lustige Dinge, und meine Schwester meint immer, sie muss die Kinder zusammenhalten. Das war wirklich schwierig.

Aber es wird nicht leichter, nein nein, es wird noch schwerer! Als nächstes muss hund nämlich Text lernen. Oh ja, ihr habt richtig gelesen, wir hatten ja auch eine Rolle. Wir mussten nämlich Hänsel und Gretel spielen, die von einer eigentlich guten, aber irgendwie doch bösen Fee in Hunde verwandelt wurden. Wenn ihr jetzt verwirrt seid, keine Sorge, wir haben es auch nicht so ganz verstanden. Das Wichtigste war nur, dass wir ganz Lilly und Lunkahundeseelenalleine auf die Bühne laufen und in Rotkäppchens Korb herumsuchen sollten, damit Rotkäppchen uns dann wieder verscheuchen konnte. Natürlich nicht in echt, es war ja alles geschauspielert. Ich habe das selbstverständlich sofort verstanden. Wenn irgendwo der Korb stand, sollten wir hinlaufen und die Kekse suchen. Klarer Fall. Und wenn dann Rotkäppchen ankam, sollten wir ganz unschuldig kucken. Kann ich. Nur meine Schwester, die war, wie soll ich es ausdrücken, etwas übereifrig. Sie wollte immer ihre Nase zuerst in den Korb stecken, um die meisten Kekse zu ergattern, und am Ende steckte dann der halbe Hund im Korb. Manchmal kugelte sie dann mitsamt dem Korb durch die Gegend und erschrak dann natürlich furchtbar. Ich glaube ja, sie wollte nur im Mittelpunkt stehen. Es sah aber auf alle Fällt recht witzig aus.

Bei der ersten Aufführung funktionierte jedoch alles perfekt. Wir liefen wie die Profis zum Korb und schauten ganz unschuldig. Dann ließen wir uns in Kürbisse verwandeln und schon war unser großer Auftritt vorbei. Bei der zweiten Aufführung konnte ich den Korb nicht ganz finden und stand auf einmal in Cinderellas Schloss, aber Rotkäppchen fand mich trotzdem und alles war gut. Am Ende bekamen wir ganz viele Hundekekse, die Kinder bekamen Kinderkekse und unser Mensch bekam Blumen. Da bin ich doch deutlich lieber ein Hund! Die Blumen schmecken nämlich gar nicht. Ich hab sie probiert. Ein Schauspielhund zu sein ist wirklich nichts für schwache Nerven, aber es macht ganz echt wirklich viel Spaß!

Ein oscarreifes Nuff an euch alle!

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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