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Angst vor dem Alleineblieben

Angst vor dem AlleinebleibenAlleinebleiben ist für viele Hunde ein großes Problem, denn als Rudeltier ist das Alleinsein für den Hund wider seine Natur und kann angstauslösend sein. Durch das Zusammenleben mit uns Menschen ist es für den Hund jedoch zwingend seine Trennungsangst zu überwinden. Ein Hund der nicht gelernt hat mit dieser Situation umzugehen neigt dazu die Wohnungseinrichtung zu zerlegen, er jault, bellt oder zerkratzt beim Versuch sich unter der Türe durchzubuddeln dieselbige. Es gibt aber auch die introvertierten Hunde, die vor lauter Angst starr in einer Position verharren, die ängstlich die Türe nicht aus den Augen lassen und stark hecheln. Leider gibt es auch Hunde, die sich aus Angst durch beknabbern von Körperstellen und Pfotenwundlecken selbst verletzen.

Wenn ihr Hund solche Verhaltensweisen zeigt ist es wichtig herauszufinden, ob ihr Hund an Trennungsangst, Kontrollverlust oder Unterforderung leidet. Denn nur wenn sie wissen, was das Problem ihres Hundes ist, können sie mit dem entsprechenden Training beginnen.

Trennungsangst:

Trennungsangst ist eine existenzielle Angst und damit schwerer zu therapieren als ein Kontrollverlust. Klebt ihr Hund an ihnen? Ist ihr Hund auch beim Spaziergang darauf bedacht, sie nicht aus den Augen zu lassen? Obwohl man sagen muss, dass starke Jäger auch mal ihre Angst vergessen können, wenn sie über einen Hasen stolpern. Unter Trennungsangst leidende Hund jaulen oder heulen beim Alleinesein eher, um den Kontakt zu ihren verlorengeglaubten Rudelgenossen wieder aufzunehmen. Kommt ihr alleinegelassener Hund ihnen mit Rundrücken, seitlich gedrehtem und gesenktem Kopf und angelegten Ohren entgegen und wackelt mit dem gesamten Hinterkörper und versucht dabei (Pfote für Pfote) an ihnen hochzuklettern, dann ist das ein beschwichtigendes Verhalten, dass für Hunde charakteristisch ist, die an Trennungsangst leiden.

Kontrollverlust: 

Zeigt ihr Hund ihnen gegenüber kontrollierendes Verhalten? Umkreist er sie oft? Schneidet er ihnen den Weg ab? Steht oft in T-Stellung vor ihnen und begrenzt sie damit? Bleibt er im Auto ohne Probleme alleine? Verteidigt er sein Revier? Beim Spaziergang macht er sein eigenes Ding? Hunde die unter Kontrollverlust leiden bellen beim Alleinesein eher. Kommt ihr alleinegelassener Hund ihnen mit erhobener Rute, federnden Schritten und durchgedrückten Vorderläufen entgegen und springt er sie bei der Begrüssung so an, dass sie beide Vorderpfoten kräftig spüren, dann ist es meist maßregelndes Verhalten. Diesen Hunden hilft es meist auch nicht, wenn eine beliebige Person Zuhause bleibt, denn es fehlt ihnen ja weiterhin die Kontrolle über den Sozialpartner. Die Kontrollverlustangst kann man durch Verhaltensänderungen beim Menschen in den Griff bekommen. Der Hund lernt durch Konsequenz und richtiges Timing, dass der Mensch das Sagen in der Mensch-Hund-Beziehung hat. Hilfreich ist dabei die “ins Körbchen” Übung bei der der Mensch den Hund auf seinen Platz, z.B. beim menschlichen Essen schickt. Durch das Privileg der ranghöchste in der Beziehung zu sein, hat der Mensch das Recht zu kommen und zu gehen, wie er möchte und der Hund fühlt sich nicht verpflichtet den Mensch zu kontrollieren.

Unterforderung:

Hunde, die nicht gefordert werden, können aus Langeweile die Wohnungseinrichtung zerlegen. Abhilfe schafft dabei ein Hundetraining mit viel Abwechslung. Das kann ein Ausbau des Grundgehorsam sein, oder aber Tricktraining, Apportieren, Agility usw. Auch hilft ein Futterball, mit dem sich der Hund in der Abwesenheit des Menschen sein Futter erarbeiten muss.

Trennungsangst kann durch das fehlende Lernen in jungen Jahren entstehen, aber auch durch eine neue Wohnung/Umgebung, oder ein Gewitter, wenn der Hund alleine ist, können zur Entstehung einer Trennungsangst beitragen.

Genau wie bei der Unterforderung sollte aber auch ein Hund, der an Trennungsangst leidet, körperlich und geistig ausgelastet werden. Jedoch sollten sie ihren Hund nicht nach dem Gassi gehen, Spiel usw. sofort alleine lassen. Mit diesem On-Off können Hunde sehr schlecht umgehen und meist wird dann etwas zerlegt…

Wichtig für das Training ist, dass der Hund in der Trainingszeit nicht alleine ist. Am Anfang sollten sie beim Verlassen eines Zimmers die Türe immer hinter sich schliessen. Dies sollte am Anfang nur ganz kurz passieren und dann langsam die Zeit ausgedehnt werden. Ihren Hund sollten sie dabei ignorieren. Der Hund lernt dabei, dass der Mensch nach kurzer Zeit (am Anfang Sekunden) wieder zurück kommt, auch wenn er kurz verschwunden ist. Zusätzlich sollten sie einen Raum als “Hunderaum” positiv belgen. Am Besten ist dies ein Raum in dem sich der Hund viel aufhält und sich wohlfühlt. Dem Hund wird etwas leckeres zum Kauen nur noch in diesem Zimmer in seinem Körbchen gegeben. Möchte er den Knochen in einem anderen Zimmer fressen, wird er ihm weggenommen und ihm wieder im Körbchen angeboten. Dabei lernt der Hund, dass es sich lohnt in diesem Zimmer zu bleiben. Läuft ihr Hund ihnen trotzdem hinterher, kann es sich lohnen ständig die Zimmer zu wechseln, bis ihr Hund sich lieber hinlegt und wartet!

Ist ihr Hund entspannt in dem Zimmer kann die Türe geschlossen werden. Dabei ist es wichtig nicht zu schnell voran zu gehen. Klappt das gut, können sie im Nebenzimmer einer ruhigen Tätigkeit nachgehen (z.B. Lesen). Gerät ihr Hund (nach einigen Malen) nicht in Panik können sie die Wohnung verlassen. Dabei am Anfang nur in kurzen Zeitabschnitten weggehen und langsam steigern. Ignorieren sie am Anfang den Hund vollkommen, wenn sie wiederkommen. Ansonsten kann es sein, dass ihr Hund sehnsüchtig ihre Rückkehr erwartet und sich seine Erregung immer weiter steigert.

Bestimmte Reize sollten sie umkonditionieren. So ist ein großer Schlüsselreiz für das Weggehen, das Jacke und Schuhe anziehen, Schlüssel und Geldbeutel aufnehmen usw.. Diese Reize müssen nun für den Hund in anderem Zusammenhang auftreten. Beispiele wären mit dem Schlüssel in der Hand baden, die Jacke anziehen und frühstücken, ihrer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Dadurch wird die Erwartungshaltung des Hundes nicht bestätigt und die Reize verlieren ihre Bedeutung und angstauslösende Wirkung für den Hund. Wiederholen sie dies auch später immer mal wieder mal.

Eine weitere Möglichkeit ihrem Hund das alleinebleiben zu erleichtern ist die Verwendung eines Futterballs. Diese Bälle werden Futter/Leckerchen befüllt und durch das anstossen mit Pfote oder Schnauze kullern die Futterbrocken auf den Fussboden. Viele Hunde haben aber eine geringe Frustrationsschwelle und zerlegen das Spieli, wenn der Futterball leer ist. Mein eigener Hund würde den Sessel zerlegen, wenn der Ball drunter rollt und er nicht dran kommt. Versuchen sie also ihren Hund richtig einzuschätzen. Möglich sind natürlich auch Kauknocken an denen ihr Hund länger kaut. Wichtig ist aber auch hierbei, dass ihr Hund sich dabei nicht verletzen kann. Am Anfang können sie die Beschäftigung einführen, in dem sie den Kauknochen geben, gehen und nach ein paar Minuten wieder kommen. Nehmen sie dann den Kauknochen weg. Nach mehreren Wiederholungen hat ihr Hund gelernt, dass es sich lohnt wenn sie nicht sofort wieder zurück kommen. Dies ist aber keine gute Methode für Futteraggressive Hunde! Auch ist zu beachten, dass Hunde mit Trennungsangst zu sehr mit ihrer Angst beschäftigt sind, als sich für Fressen zu interessieren.

Auch draußen kann das Alleinebleiben geübt werden. Der Hund soll lernen, dass auch, wenn der Mensch nicht in Sichtweite ist, die Welt in Ordnung ist. Dies kann in kleinen Schritten mit anbinden des Hundes und langsamer Entfernungssteigerung geübt werden. Hierbei kann das Signal “Bleib” eingeführt werden. Dies sollte aber nur verwendet werden, wenn man korrigieren kann. Deshalb nicht beim Alleinebleiben in der Wohnung verwenden.

Denken sie daran, dass dieses Training langwierig ist und nur kleine Erfolge sichtbar sind. Auch ist jeder Hund unterschiedlich, der eine braucht für die ersten drei Sekunden Türeschliessen Wochen, während der andere bei einer Stunde alleine sein sehr lange bis zum nächsten Schritt braucht. Versuchen sie sich trotzdem über die Erfolge zu freuen, vielleicht schreiben sie am Anfang den Status Quo auf und können sich dann an den (kleinen) Veränderungen freuen!

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