Veröffentlicht in Kleine Hunde ganz groß

Kleine Hunde ganz groß, Teil 9: Waschtag

Hallo, liebe Hundekumpels und Hundemenschen! Heute erzähle ich euch vom schlimmsten Tag der Woche: dem Waschtag. (Jaul!) Ihr kennt das bestimmt auch: Manchmal kommen unsere Menschen völlig unverständlicherweise auf die Idee, alles sei schmutzig und müsse gewaschen werden. Bei manchen passiert das scheinbar häufiger als bei anderen, aber bei uns ist das immer der Samstag. Ich habe schon mitbekommen, wie andere Menschen geschimpft haben, das sei doch viel zu häufig, und sie machen das einmal im Monat oder so. Aber unser Mensch erzählt dann immer irgendwas von „Giardien“ und „Hausstaubmilben“ und „Allergie“, und darauf sind die anderen Menschen meistens still.

Die Vorboten des Horrors sind Wäscheberge im Schlafzimmer. Das ist immer erst die Menschenwäsche, die aus irgendeinem Grund nach hellen und dunklen Farben sortiert ist. Anfangs haben wir immer heimlich einen Socken oder zwei gestohlen, aber das wurde uns schnell langweilig. Was macht man auch mit denen… Also wandern die Wäscheberge in die Waschmaschine und auf die Wäscheleine, und ich bekomme schon hektische Flecken. In dem Moment gibt’s nur eins: Hund muss möglichst schnell auf sein Bettchen flitzen und alles dafür tun, dass es uns nicht unter dem Popo weggezogen wird. Unsere Schlafzimmerbettchen sind so ganz flauschige Menschenkopfkissen, die auch einen Menschenkopfkissenbezug haben, der separat gewaschen werden muss. Meine Schwester Lilly war wirklich irgendwann mal so konsequent, dass sie nicht von ihrem Kissenbezug runter wollte. Das Ende war dann, dass sie in ihrem Bezug durch die Wohnung watschelte und nicht mehr rausfand. Unser Mensch musste ganz furchtbar lachen, befreite sie aber schließlich doch ganz schnell. Ich fand’s lustig!

Dann beginnt aber das Drama: Unsere Bettchen sind weg! Und wenn wir Pech haben, folgen Lillys Kuschelhöhle und unsere supergemütlichen Bettchen im Flur hinterher, und an ganz schwarzen Tagen auch noch die Kissen unterm Schreibtisch. Das ist nicht lustig! Natürlich sind alle Bettchen nach dem Waschen nass, und wenn nicht gerade Hochsommer ist oder Winter, wenn die Heizungen an sind, dauert das schon eine gewisse Zeit, bis die wieder trocken sind. Auf dem Trockenen sitzen wir dann quasi auch mitten auf dem blanken Parkett, aber Obacht! Das war bei weitem noch nicht alles! Es empfiehlt sich, sich beizeiten unters Bett zu verziehen, denn jetzt kommt die Krönung: Manchmal beschließt unser Mensch sogar noch, dass wir beide auch gewaschen werden müssen, denn wir hätten ein übles Stinki aufgetrieben oder uns wieder einmal etwas zu sehr im Schlamm vergnügt oder Ähnliches. Lüge! Das würden wir doch nie tun! Außer vielleicht wenn der Schlamm so furchtbar verführerisch matscht oder wenn unser Stinktier (Wirklich, ein echtes Stinktier!) im Garten etwas hinterlassen hat oder wenn gerade etwas so wahnsinnig toll riecht, dass hund einfach nicht widerstehen kann… Naja, alles Interpretationssache. Zugegeben, einmal haben wir einen halbverwesten Fisch aufgetrieben, und der roch irgendwann so widerlich, dass wir, als wir endlich daheim waren, wirklich gebadet werden wollten. Fischparfüm ist seitdem raus. Also, wenn’s blöd läuft, müssen wir auch in die Wanne. Unsere Wanne ist zwar eine Dusche, aber ihr kennt ja alle das Prinzip. Wir haben recht schnell gelernt, dass man sich da am besten stillhält und wartet, bis es vorbei ist. Das geht in aller Regel auch recht flott. Unser Mensch macht am Ende die Duschtür zu, und auf das Kommando „Schüttelschüttel!“ passiert dann genau das. Wir schütteln uns, dass die Tropfen fliegen! Danach werden wir herausgehoben und schütteln uns noch quer durch die ganze Wohnung. Wenn es kalt ist, werden wir noch geföhnt. Das ist toll! Wenn es nicht kalt ist, dürfen wir uns in das künstliche Schaffell auf der Couch kuscheln. Das ist auch sehr kuschlig. Und im Sommer ist so ein Bad eigentlich richtig angenehm, denn wir haben ja schwarze Haare und es wird uns so schnell so furchtbar heiß. Nach dem Baden sind wir immer ganz flauschig, und wenn wir noch gebürstet werden, fühlen wir uns richtig hübsch. Beim Abendgassi flanieren wir dann natürlich mehr, als wir laufen.

Oha, vielleicht ist der Waschtag doch nicht so schlimm? Wenn am nächsten Tag unsere Bettchen endlich sauber und frisch aufgeschüttelt zurückkommen, tapse ich immer ganz vorsichtig hinein und lasse mich am Ende so richtig hineinplumpsen. Es gibt auf der ganzen Welt kaum ein schöneres Gefühl! Und während unsere Bettchen trocknen, gibt es für unseren Menschen selbstverständlich keinerlei Grund, uns nicht in ihr Bett zu lassen, und es wird so richtig gekuschelt. Na gut, überredet. Wenn der Wäscheberghorror und der Bettuntermpopowegziehterror rum sind, könnte man den Waschtag sogar akzeptieren. In diesem Sinne: Ich muss mich ganz schwer machen, denn ich habe ein Bettchen zu verteidigen!

Ein bernhardinerschweres Nuff an euch alle!

Lunka und Lilly

Autor:

Lunka und Lilly sind zwei kleine Mischlingshunde aus dem Tierheim Kezmarok am Fuße der Hohen Tatra in der nordöstlichen Slowakei. Sie kamen als einjährige Junghunde im Sommer 2008 nach Deutschland. Ihr Zustand war wie bei vielen Hunden aus dem Ausland nicht gut, obwohl es noch deutlich schlimmere Fälle gibt. Sie waren sehr mager und verängstigt. Gerade deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die beiden gemacht haben. Aus ihrem „ersten Leben“ weiß man nicht viel. Sie kamen wohl als Welpen noch an die Kette und fristeten so ihr erstes Lebensjahr. Als sie dann mit einem Jahr noch nicht furchteinflößend genug waren, wollte man sie wohl beseitigen. Genaues weiß man nicht, aber nachdem Plastiktüten und raschelnde Folien immer noch ein großes Problem sind, kann man sich wohl seinen Reim darauf machen. Allerdings werden Tüten, die möglicherweise Leckerlis enthalten, mittlerweile eher freudig begrüßt. Große Angst haben sie immer noch vor Männern mit Stöcken bzw. Angeln, vor sehr dominant auftretenden Menschen und Hunden sowie vor kleinen Kindern. Umso beachtlicher ist es, wie mutig sie schon geworden sind. Unseren kleinen Ausflug in die Welt der Schule haben sie sehr genossen; ebenso besuchen wir mittlerweile mit großer Begeisterung jeden zweiten Samstag ein Alten- und Pflegeheim für Demenzkranke. Es ist sehr anrührend zu beobachten, wie sehr sie auf die kranken Menschen eingehen. Interessanterweise lassen sie sich von diesen auch alles gefallen. Selbst wenn jemand etwas gröber ist, verzeihen sie das sofort und gehen auch sofort wieder zu demjenigen hin. Bei gesunden Menschen würden sie das nicht tun. Selbstverständlich gilt hier wie auch in allen anderen Bereichen, die wir uns nach und nach erobern: Sobald die beiden zeigen, dass sie sich unwohl fühlen, wird die möglicherweise stressbesetzte Situation unterbrochen. Auf diese Weise trauen sie sich nun immer mehr zu und so werden sie auch zu einem schönen Beispiel, was aus den ominösen „Tierschutzhunden aus dem Ausland“ alles werden kann. Das Tierheim Kezmarok ist in der sehr armen Region, in der es liegt, zumeist die einzige Chance für viele Hunde und Katzen. Selbstverständlich darf man sich dieses Asyl nicht vorstellen wie eines unserer deutschen Tierheime. Es gibt nicht auf dem ganzen Gelände Strom, und um eine Wasserleitung kämpfen wir seit Jahren. Seit letztem Sommer existiert immerhin ein Auslauf, denn bis dahin fristeten die Hunde den Großteil ihres Lebens im Zwinger. Es gibt keine nennenswerten Innenanlagen, d. h. wenn es im Winter bitterkalt wird (letzten Winter wochenlang um die -20 Grad!), wird das Überleben vor allem für kleinere und kurzhaarige Hunde schwierig. Die Katzen bewegen sich frei im Umland und kommen zum Füttern. Trotz dieser Zustände ist das Tierheim Kezmarok eine Lebensaufgabe für Idealisten, denn im Gegensatz zu den bekannten staatlichen Tierheimen wird dort immerhin kein Tier getötet, und die dortigen Mitarbeiter kümmern sich mit größtmöglicher Liebe und Zuwendung um die Tiere. Im Sommer 2011 wurde das Tierheim vom nahe gelegenen Gebirgsbach überschwemmt und zum großen Teil zerstört. Nur durch die beeindruckende Hilfe der dortigen Bevölkerung und den spontanen Einsatz deutscher Tierschutzvereine und durch viele Spenden aus Deutschland konnte es wieder aufgebaut werden. Die Tierhilfe Hohe Tatra Kezmarok e.V. ist ein sehr junger Verein, der sich der Unterstützung des Tierheims in Kezmarok verschrieben hat. Neben der Vermittlung von Hunden und Katzen ist ein Hauptziel, das Tierheim durch Spenden und tatkräftige Hilfe zu unterstützen. So wurde der Verein zu einer wichtigen Stütze für Tier und Mensch.

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